Was ist Medikamentensucht und wie entsteht sie?

Medikamentensucht oder Medikamentenabhängigkeit ist die Sucht oder das Verlangen nach Medikamenten, die eigentlich zur Behandlung von Schmerzen oder anderen gesundheitlichen Problemen bestimmt sind.
Manchmal entsteht eine Medikamentensucht, um negative Gefühle mit Medikamenten zu betäuben. Oft ist es aber der schleichende Prozess der Gewöhnung bei jahrelanger Schmerzmitteleinnahme. Die meisten Menschen sind sich nicht bewusst, wie gefährlich ein übermäßiger Gebrauch von Medikamenten sein kann. Viele glauben, den Konsum von Substanzen mit Abhängigkeitspotential unter Kontrolle zu haben oder sie sind sich nicht darüber bewusst, dass bestimmte Medikamente ein Abhängigkeitspotential mit sich bringen. Die Folgen einer Medikamentensucht können dramatisch sein und im schlimmsten Falle zum Tod führen. Um einer Medikamentensucht vorzubeugen, sollten Schmerzmittel immer nur in Absprache mit einem Arzt oder Apotheker eingenommen werden.
Zudem kann eine Medikamentenabhängigkeit zu schweren finanziellen Problemen führen. Auch die sozialen Konsequenzen können sehr schwerwiegend sein. So kann sie zum Beispiel zu Isolation und Verlust von Freunden und Familie kommen.
Symptome einer Medikamentensucht

Symptome der Medikamentensucht können unter anderem den Verlust des sozialen Interesses, Isolation, Nervosität, Depression, Schlafstörungen und Verdauungsprobleme umfassen. Weiterhin können häufig neurologische Störungen, Koordinations- und Sensibilitätsstörungen und Zittern auftreten. Außerdem werden Nerven- und Muskelschädigungen wie Neuropathien und chronische Myopathien beobachtet. Wenn eine Person an einer Medikamentensucht leidet, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es kommt allerdings auch vor, dass Betroffene ihre eigene Medikamentenabhängigkeit oft lange gar nicht bemerken und auch durch ärztliche Untersuchungen die Krankheit nicht eindeutig festgestellt wird.
Wie entwickelt sich ein Abhängigkeitssyndrom?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) grenzt von der akuten Intoxikation den schädlichen Gebrauch einer Substanz ab. Aus dem schädlichen Gebrauch einer Substanz entwickelt sich ein Abhängigkeitssyndrom, wenn drei oder mehr der folgenden Kriterien zusammen mindestens einen Monat lang bestehen:
- Es besteht ein starkes Verlangen oder eine Art Zwang, ein Medikament zu konsumieren, auch wenn es keine medizinische Notwendigkeit gibt.
- Wenn das Medikament reduziert oder abgesetzt wird, tritt ein körperlicher Entzug auf.
- Es besteht ein Kontrollverlust über die Einnahme des Medikaments.
- Trotz negativer Folgen wie soziale oder berufliche Probleme, wird die Einnahme des Medikaments fortgesetzt.
- Bei längerem Gebrauch lässt die Wirkung schneller nach, so dass die Dosis gesteigert werden muss (Toleranzentwicklung).
- Das Medikament wird anhaltend eingenommen trotz eindeutig schädlicher Folgen.
Als Toleranzentwicklung wird die Entwicklung einer verringerten Empfindlichkeit auf eine Substanz durch wiederholten Konsum bezeichnet. Die Rezeptoren im Gehirn werden gegenüber der Substanz unempfindlicher.
Was ist ein Entzugssyndrom?
Wenn der Entzug einer Substanz, die wiederholt oder über einen längeren Zeitraum in höherer Dosierung konsumiert wurde, zu einem Komplex von Symptomen führt, spricht man von einem Entzugssyndrom. Zum Entzugssyndrom können Komplikationen, wie Krampfanfälle, hinzukommen.
Betroffene, die nach häufiger Einnahme von Medikamenten wie Schmerzmitteln oder Schlaftabletten eine psychische oder körperliche Veränderung feststellen, sollten sich am besten als erstes an die/den Hausärztin/Hausarzt wenden. Ihr/ihm ist die Krankengeschichte der/des Betroffenen bestens vertraut. Alternativ können auch Sucht- oder Drogenberatungsstellen, Selbsthilfegruppen sowie Sucht- und Entzugskliniken kontaktiert werden. Diese Einrichtungen bieten ebenfalls nützliche Hilfestellungen rund um die Diagnose einer Medikamentenabhängigkeit an.
Diagnosestellung einer Medikamentensucht
Die Diagnose Medikamentensucht wird in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, Laboruntersuchungen und psychologischen Tests diagnostiziert. Die Ärztin/ der Arzt wird nach ausgiebiger Befragung das aktuelle Verhalten der/des Patient:in analysieren. Um andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen wird immer eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Laboruntersuchungen wie Blut- oder Urintests können bestimmte Medikamente wie Opiate oder Benzodiazepine nachweisen, die im Körper vorhanden sein könnten. Allerdings kann eine Abhängigkeit auf diesem Wege nicht gesichert werden. Psychologische Tests wie der Minnesota Multiphasic Personality Inventory (MMPI) können helfen, eine Medikamentensucht zu bestätigen. MMPI gilt als Breitbandtest zur Beschreibung bestimmter Persönlichkeitseigenschaften und psychischer Störungen, wie beispielsweise suizidales Verhalten oder Depressionen.
Ursachen der Medikamentensucht

Die Ursachen für Medikamentensucht sind vielfältig. Einige Menschen sind anfälliger für Suchtverhalten, wenn sie unter Stress stehen oder ein traumatisches Erlebnis hatten. Oft ist es eine Kombination aus Faktoren, die dazu führen, dass eine Person abhängig von Medikamenten wird. Dazu gehören genetische Veranlagung, Umweltfaktoren, emotionaler oder psychischer Stress sowie der Missbrauch von Medikamenten in der Vergangenheit. Ebenfalls hat die spezifische Wirkung einer Substanz Auswirkungen auf eine mögliche Entwicklung einer Substanzabhängigkeit. Beispielsweise kann bei einer genetischen Belastung schon eine geringe Exposition (geringe Dosis oder auch kurze Einnahme) ausreichen, um eine manifeste Medikamentenabhängigkeit auszubilden.
Welche Medikamente haben ein Suchtpotential?

Alle Medikamente, die ein Suchtpotential haben, sind in der Liste der suchtgefährdenden Arzneimittel der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) aufgeführt. Dies umfasst zum Beispiel Opiate wie Morphin und Heroin, Benzodiazepine wie Valium und Xanax sowie Amphetamine wie Methamphetamin. Medikamente mit einem Suchtpotential dürfen in Deutschland nur unter strengen Auflagen verschrieben und abgegeben werden. Das Suchtpotential von Medikamenten ist unterschiedlich und hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der Wirkung des Medikaments, der Dosis und der Verwendung des Medikaments. Einige Medikamente haben ein höheres Suchtpotential als andere. Zu den Medikamenten mit einem hohen Suchtpotential gehören Opiate (z.B. Heroin) und Schlaf- und Beruhigungsmittel wie Benzodiazepine. Weitere Suchtmittel sind Stimulanzien (z.B. Kokain) und Alkohol.
Beruhigungs- und Schlafmittel
Mediziner:innen raten, alle Arten der Beruhigungs- und Schlafmittel (Benzodiazepine) nur kurzfristig und für einen maximalen Zeitraum von vier Wochen einzusetzen. Benzodiazepine sind pharmazeutische Wirkstoffe mit angstlösenden, beruhigenden, krampflösenden und schlaffördernden Eigenschaften. Sie werden unter anderem gegen Angst-, Erregungs- und Spannungszustände, Schlafstörungen und Epilepsie eingesetzt und gehören zu den am häufigsten verschriebenen Psychopharmaka. Benzodiazepine sind sogenannte Tranquilizer.
Methamphetamin
Methamphetamin ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Amphetamine mit sympathomimetischen und stimulierenden Eigenschaften. Es wird zur Behandlung von ADHS und gegen Übergewicht eingesetzt. Es wird häufig als Rauschmittel missbraucht („Crystal Meth“).
Opiate und Opioide
Opiate und Opioide sind stark wirksame Medikamente zur Linderung von Schmerzen. Opiate werden aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen, insbesondere Morphin und Codein. Opioide fassen alle morphinartig wirkenden Substanzen zusammen, darunter zählen auch die Opiate. Die Substanzen kommen immer dann zum Einsatz, wenn Analgetika aus der Gruppe der nicht steroidale Antirheumatika (NSAR, wie z.B. Diclofenac oder Ibuprofen) nicht mehr ausreichend wirken. Opiate und Opioide haben ein hohes Suchtpotenzial. Beispiele für Opioide sind: Buprenorphin, Codein, Fentanyl, Hydromorphon, Morphin, Oxycodon, Tapentadol und Tramadol.
Abführmittel
Auch Abführmittel (Laxanzien) müssen an dieser Stelle als Medikamente mit einem gewissen Missbrauchspotenzial genannt werden. Besonders Frauen, aber auch Männer nutzen Laxanzien um Verstopfung vorzubeugen oder abzunehmen. Für diese Zwecke werden die freiverkäuflichen Medikamente meist überdosiert oder über einen zu langen Zeitraum eingenommen.
Stimulanzien
Stimulanzien sind eine Gruppe von Wirkstoffen mit zentral anregenden Eigenschaften. Sie fördern die Wachheit, die Konzentrationsfähigkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit. Beispiele sind die Amphetamine, die Sympathomimetika, Coffein, Nikotin und Kokain.
Alkohol
Alkohol ist eine psychoaktive Substanz und kann Abhängigkeit erzeugen. Die Risiken und Nebenwirkungen sind weitläufig bekannt. Dennoch wird auf die Gesundheit angestoßen. Nach dem Robert Koch Institut (RKI) weisen hierzulande etwa 18 Prozent der Männer und 14 Prozent der Frauen einen bedenklichen und riskanten Alkoholkonsum auf. Frauen mit hohem sozialen Status sind gefährdeter. Gesundheitsschädlicher Alkoholkonsum ist mitverursachend für mehr als 200 Krankheiten und zählt zu den fünf hauptsächlichen Risikofaktoren für Krankheiten, Beeinträchtigungen und Todesfälle weltweit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt neben den gesundheitlichen Folgen auch die sozioökonomischen Folgen für die Betroffenen an. Alkoholmissbrauch wird häufig nicht als Suchtmittel wahrgenommen, dass zu einer Abhängigkeit führen kann.
Nikotin
Eines der größten Gesundheitsrisiken in Deutschland ist der Tabakgenuss. Die Prävention ist in diesem Bereich schon weit fortgeschritten. Bedenklich ist allerdings, dass Raucher im Durchschnitt mit 14,8 Jahren zum Tabak rauchen gekommen sind. Der Genuss von Tabakwaren ist für etwa ein Viertel der deutschen Bevölkerung normal.
Wer ist besonders gefährdet, medikamentensüchtig zu werden?
Wissenschaftlich besteht Einigkeit darüber, dass es keine „Suchtpersönlichkeit“ zur Entwicklung von süchtigem Verhalten gibt. Bestimmte Risikofaktoren für Suchterkrankungen zeigen sich als kompliziertes Wechselspiel zwischen den folgenden Komponenten:
- Persönlichkeitsmerkmale
- Erhöhte Vulnerabilität für eine psychische Störung
- Familiäre/ psychosoziale Belastungen
Gefährdete Personengruppen sind somit vor allem Jugendliche aus prekären Lebenssituationen und Personen mit einer bestehenden psychischen Erkrankung sowie Menschen, die regelmäßig Schmerzmittel einnehmen.
Jugendliche

Werden Schmerzmittel unter medizinischer Beobachtung eingesetzt sind sie ein Segen, allerdings werden sie von Jugendlichen und Heranwachsenden immer häufiger als Droge missbraucht. Beispielsweise ist unter Jugendlichen Tilidin, ein synthetisches Opioid, das in der Medizin als Schmerzmittel eingesetzt wird, beliebt. Die Droge beruhigt und vertreibt Kummer. Stars der Rap- und Hiphop-Szene thematisieren oder fördern mit ihren Texten sogar den Konsum des verschreibungspflichtigen Schmerzmedikaments. Mediziner:innen warnen, dass die Gefahren beim Missbrauch von Schmerzmitteln als Droge gerade unter Jugendlichen stark unterschätzt werden.
Zur Hochrisikogruppe bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gehören diejenigen, die vernachlässigt oder misshandelt wurden oder sexuelle Gewalt erleben mussten und traumatisiert sind.
Erwachsene
Von den Medikamentenabhängigen sind etwa 70% Frauen, vor allem mittleren und höheren Alters. Da sie häufiger als Männer unter Depressionen, Schlaf- und Angststörungen sowie unter chronischen Schmerzen leiden, sind sie besonders gefährdet. Auch sind es vor allem Frauen, die auf aktivierend wirkende Appetitzügler zurückgreifen, meist um einem Schönheitsideal zu entsprechen. Besonders in psychisch belastenden Situationen verwenden Frauen lieber Medikamente, Männer dagegen bekämpfen ihre Sorgen eher mit Alkohol.
Faktor Schmerz
In unserer Gesellschaft besteht ein hoher Anspruch auf Schmerzfreiheit: Viele Menschen wollen selbst leichte Schmerzen nicht aushalten oder deren eigentliche Ursache, wie beispielsweise Fehlhaltungen angehen. Schmerzmittel werden deshalb oftmals unkontrolliert eingenommen und sind in der Selbstmedikation Standard. Auf Opiaten basierende Schmerzmittel – diese müssen fast immer verordnet werden – nehmen die meisten Anwender jedoch nicht aus Wehleidigkeit ein: Mit manchen Tumor-, Osteoporose-, Rücken-, Kolik-, Amputations- oder Nervenschmerzen wäre ein normales Leben ohne Schmerzmedikamente schlicht unmöglich.
Alte Menschen
Auch alte Menschen nehmen manchmal zu lange und unkontrolliert Medikamente wie Beruhigungsmittel, Schmerzmittel oder Schlafmittel ein. Vor allem psychoaktive Substanzen sind häufig im Einsatz. Sie sollen gegen Schuldgefühle, Appetitlosigkeit und Schafstörungen helfen, können aber langfristig zu einer Medikamentenabhängigkeit führen, die sich leise und unauffällig einschleicht. Die Gefahr, dass bestimmte Medikamente ein Suchtpotenzial haben, wird oft unterschätzt. Das Suchtrisiko bei alten Menschen ist ernst zu nehmen. Studien zufolge lag im Jahr 2000 in der Altersklasse 50-59 Jahre eine Medikamentenabhängigkeit bei 4,9% der Befragten vor, bei 5,9% wurde ein problematischer Gebrauch festgestellt. Angenommen, der Anteil in den höheren Altersklassen nimmt nicht ab, dann sind etwa 1,25 Millionen Menschen in Deutschland über 65 Jahre abhängig von einem Medikament.
Welche körperlichen und psychosozialen Schäden kann Medikamentensucht anrichten?

Körperlich kann anhaltende Medikamentenabhängigkeit zu organischen Schäden führen, insbesondere an Leber und Nieren oder zu Atemlähmungen. Werden Abführmittel missbräuchlich eingesetzt, entstehen häufig Beschwerden im Verdauungstrakt. Psychisch kann sich eine anhaltende Medikamentenabhängigkeit in Form von Angstzuständen, Depressionen, sozialer Isolation, Suizidgedanken und paranoidem Verhalten manifestieren.
Behandlungsmöglichkeiten der Medikamentensucht
Im Falle einer auch nur vermuteten Medikamentensucht sollte immer professionelle Hilfe aufgesucht werden. Die Konsultation der (Haus-) Ärztin/ des (Haus-) Arztes kann der erste Schritt sein, um die passende Therapie einzuleiten. Das eigenmächtige Absetzen der Substanz ist in jedem Falle zu vermeiden. Entzugserscheinungen könnten im schlimmsten Falle lebensgefährlich werden!
Es gibt eine Reihe verschiedener Therapiemöglichkeiten. Einige dieser Behandlungen sind stationär, während andere ambulant durchgeführt werden können. Die Art der Behandlung, die am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel dem Schweregrad der Sucht und persönlichen Umständen. In vielen Fällen ist es jedoch notwendig, eine Kombination aus Psychotherapie und Medikation einzusetzen, um die Sucht zu bekämpfen.
Stationäre Behandlungsmöglichkeiten der Medikamentensucht
Stationäre Behandlungsmöglichkeiten umfassen Rehabilitationszentren, Entgiftungseinrichtungen oder sogenannte Suchtkliniken. Es gibt verschiedene Kliniken für Jugendliche, Frauen und Männer, da es für die Genesung zuträglich sein kann, Personen gleichen Alters oder gleichen Geschlechts in einer Einrichtung zu therapieren.
Weiterhin gibt es Entzugskliniken die auf die Behandlung stoffgebundener Süchte wie Alkohol- oder Medikamentensucht spezialisiert haben. Um Betroffene von einer Abhängigkeit zu befreien gibt es staatliche oder private Suchtkliniken. Der Aufenthalt in einer staatlichen Entzugsklinik muss vorab bei der Krankenkasse oder Rentenversicherung beantragt sowie von einem Arzt befürwortet und durch ein Gutachten bestätigt werden.
Die Programme dauern in der Regel mehrere Wochen und helfen von einer Sucht loszukommen und die nötigen Strategien zu erlernen, um wieder ein gesundes, unabhängiges Leben führen zu können. Weiterhin besteht die Möglichkeit, in diesen Spezialeinrichtungen begleitende Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen mitzubehandeln.
Ambulante Behandlungsmöglichkeiten der Medikamentensucht
Ambulante Behandlungsmöglichkeiten stehen in verschiedenen Optionen für Betroffene zur Verfügung. Regelmäßige Termine bei einer/m Therapeut:in oder die regelmäßige Teilnahme an den Treffen einer Selbsthilfegruppe sind wirkungsvoll. Auch diese Maßnahmen dauern in der Regel mehrere Wochen oder Monate.
Lokale Hilfsangebote
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) e. V., Westenwall 4, 59065 Hamm, Telefon: 02381 9015-0, E-Mail: info@dhs.de vermittelt Adressen von örtlichen Hilfeangeboten.
Prävention einer Medikamentensucht
Medikamentenmissbrauch ist nicht harmlos. Die beste Vorbeugung gegen eine Medikamentensucht ist die Aufklärung über die Gefahr und das Suchtpotenzial eines Medikaments. Jeder Mensch sollte über die Risiken von Suchtmitteln und die Folgen ihrer Verwendung informiert sein. Um eine Suchterkrankung zu vermeiden, ist es wichtig, die Risikofaktoren zu kennen und zu vermeiden.
Risikofaktoren
Risikofaktoren für die Entwicklung einer Suchterkrankung sind unter anderem
- eine familiäre Veranlagung
- ein hohes Maß an Stress
- ein traumatisches Erlebnis
- das Vorhandensein einer psychischen Erkrankung
Um der Entstehung einer Suchterkrankung vorzubeugen, wird von Experten das Erlernen und Anwenden von Coping-Mechanismen empfohlen. So lernen Personen mit Stress und Angst im Alltag umzugehen. Durch das Bewältigen von Stressoren kann das Risiko einer Suchtentwicklung deutlich reduziert werden.
Suchtprävention
Aufklärung über die Gefahren von Suchtmitteln und deren Konsequenzen sowie über Möglichkeiten, sich vor ihnen zu schützen sind essentiell. Suchtprävention richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene und soll in Schulen, Universitäten, Betrieben und Gemeinden angeboten werden.
Suchtprävention umfasst zielgerichtete und auf wissenschaftlichen Ergebnissen gestützte Programme zur Umsetzung einer nationalen Präventionsstrategie. Nach der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) soll sie die Bevölkerungsgesundheit steigern, die gesellschaftlichen Kosten senken und die Lebensqualität erhöhen. Zu den vorrangigen Zielen suchtpräventiven Handelns gehören die Vermeidung oder Hinauszögerung des Einstiegs in den Konsum legaler und illegaler Drogen, die Früherkennung und Frühintervention bei riskantem Konsumverhalten und die Verringerung von Missbrauch und Sucht. Suchtprävention spricht die relevanten Zielgruppen systematisch in ihren Lebenswelten an.
Ärzt:innen sind in der Verantwortung, das Risiko von Abhängigkeit und Missbrauch beim Verordnen von Medikamenten mit Suchtpotenzial zu minimieren. Schlaf- und Beruhigungsmittel, Opiate und Opioide gehören dazu. Eine Dauerverordnung von Medikamenten mit Suchtpotential darf nur nach umfassender medizinischer Abklärung erfolgen.
Wie läuft der Medikamentenentzug ab?
Eine Medikamentenabhängigkeit macht es in der Regel für Betroffene erforderlich, die Sucht in einer geeigneten Einrichtung zu behandeln. Der Medikamentenentzug ist ein Prozess, der unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wird. Zunächst wird die Ärztin/ der Arzt die Dosis des eingenommenen Medikaments reduzieren und diese Dosis langsam weiter herabsetzen. Den Vorgang, die Medikamente mit Suchtpotenzial und Suchtrisiko zu verringern, wird Ausschleichen genannt.
Substitutionstherapie
In einigen Fällen kann es notwendig sein, das Medikament mit einem anderen Medikament zu ersetzen, um Nebenwirkungen zu vermeiden oder den Entzug zu erleichtern. Dieses Vorgehen nennt man Substitution: Die Substitutionstherapie bezeichnet die Therapie opioidabhängiger Patient:innen mit Ersatzstoffen nach einem definierten Therapiekonzept. Rechtlich ist die Substitution im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) und der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung (BtMVV) verankert. Eine substitutionsgestützte Behandlung darf nur durch suchtmedizinisch qualifizierte Ärzt:innen durchgeführt werden.
Eine Substitutionstherapie steht in Deutschland Opiodabhängigen zur Verfügung. Mit der Substitutionstherapie wird den Betroffenen eine gesundheitliche und soziale Stabilisierung möglich – der Weg zurück ins Leben!
Leider gibt es immer weniger Substitutionsärzt:innen, sodass die Versorgungslage nicht zufriedenstellend ist. Erfreulich ist allerdings, dass Die drogenbeauftragte Stelle der Bundesregierung immer wieder Initiativen startet, um Ärzt:innen für das Thema Substitutionstherapie zu sensibilisieren und mehr für diese Therapieform zu gewinnen.

